FIV – Felines Immundefizienz‐Virus – ist kein Todesurteil
Vielen Dank an Kat, für die Arbeit.
Was ist FIV?
Eine Immundefizienz ist eine angeborene oder erworbene Störung in der Funktion des körpereigenen Immunsystems.
FIV (auch Katzen‐Aids genannt) ist eine Infektion mit dem felinen Immunschwäche‐Virus. Sie ist eine lebenslange Infektion, die das Immunsystem schwächt. Retroviren befallen die Immunzellen und vermehren sich dort. Dabei werden diese Zellen zerstört, das Immunsystem geschwächt.
Als Folge können durch Bakterien, Viren und Pilze hervorgerufene chronische Entzündungen und Infektionen (Sekundärinfektionen) entstehen. Es muss zwischen FIV‐infizierte und FIV‐erkranke Katzen unterschieden werden. FIV‐infizierte Katzen können trotz der Immunschwäche Antikörper gegen die Viren bilden und weisen zellvermittelte Immunreaktionen auf. Das ist auch der Grund, warum FIV‐Katzen nicht an FIV sterben, sondern bei guter Haltung ein langes Leben haben können. Infizierte Katzen können jahrelang gesund leben, solang das Immunsystem stabil bleibt. Bei FIV‐erkrankten Katzen ist die Erkrankung soweit fortgeschritten, dass das Immunsystem den eindringenden Bakterien, Viren, Pilzen nichts mehr entgegen setzen kann.
Übertragung
Einzig der Umstand, dass von infizierten und nicht infizierten Katzen gemeinsame Schlaf‐ und Futterplätze genutzt werden oder dass sich die Tiere gegenseitig belecken und putzen, hat keine Übertragung zur Folge. Eine Ansteckung kann bei normalem sozialem Kontakt zwischen Katzen oder über Futterschalen so gut wie ausgeschlossen werden. Auch die Übertragung von Mutter zu Kind in der Gebärmutter oder über Milch ist sehr selten.
Eine Übertragung von der Katze auf Menschen oder Hunde ist mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen, da das Virus wirtspezifisch ist.
Hauptsächlich wird FIV über Bisswunden übertragen, mit dem Speichel dringt das Virus ein und gelangt in die Blutbahn. Vor allem ältere Freigängerkater mit ausgeprägtem Revierverhalten in einer Umgebung mit hoher Katzendichte gehören zur Hauptrisikogruppe für FIV‐Infektionen. In Katzenhaushalten mit stabilem Sozialgefüge ist das Übertragungsrisiko sehr gering. Katzen, die sich in der „Ruhephase“ der Infektion befinden scheiden nur geringfügig Viren mit dem Speichel aus. Außerhalb des Wirts ist FIV nur wenige Sekunden infektiös, überleben nur wenige Minuten und sind empfindlich gegenüber allen Desinfektionsmitteln, Haushaltsreiniger und normaler
Seife.
Symptome
Katzen mit FIV weisen keine eindeutigen Symptome auf, d.h., anhand der Symptome kann nicht auf FIV geschlossen werden. Infizierte Katzen bleiben im Allgemeinen mehrere Jahre lang symptomlos, bei manchen Katzen bricht die Krankheit nie aus. Die meisten klinischen Symptome werden nicht durch das Virus selbst verursacht, sie sind vielmehr eine Folge der Immunschwäche. Ein Immunschwächesyndrom kommt bei etwa der Hälfte der infizierten Katzen vor, ein Drittel zeigt nur wechselnde und wenig charakteristische Symptome.
Je nach Krankheitsverlauf und Immunstatus können schlechtes Fell, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Durchfall, Fieber und/oder geschwollene Lymphknoten beobachtet werden.
Die Immunschwäche äußert sich vor allem an den Schleimhäuten, chronische oder immer wieder kehrende Entzündungen der Harnwege, der Haut, des Darms, der Augen oder der oberen Atemwege sowie Schnupfen und Husten kann auftreten.
Solange das Immunsystem nicht durch das Virus zerstört ist, kann ‐ wie bei jeder anderen Katze auch ‐ der bakterielle Infekt mit Medikamenten behandelt werden.
Untersuchungen
Es gibt keinen Test, der FIV zu 100 Prozent bestätigen oder ausschließen kann. Lediglich die Kombination mehrerer Tests kann einen FIV‐Verdacht mit großer Wahrscheinlichkeit bestätigen.
Der Elisa‐Test kann als Schnelltest beim Tierarzt durchgeführt werden. Er weist Antikörper (AK) gegen das Virus im Blut nach. Fällt dieser Test negativ aus, dann ist die Katze nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen oder es wurden (noch) keine AK gebildet. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zur Bildung von AK können bis zu 8 Wochen vergehen. Deshalb sollte der Test nach 8‐12 Wochen wiederholt werden. Fällt der Test hingegen positiv aus, heißt das jedoch nicht, dass die Katze erkrankt sein muss. Zum einen sind beim Elisa‐Test falsch positive Ergebnisse möglich, da er nicht spezifisch genug ist. Zum anderen bekommen Welpen von FIV positiven Müttern AK über die Muttermilch, auch hier wird der Test positiv ausfallen.
Bei positiv getesteten Katzen sollte ein PCR‐Test oder RT‐PCR‐Test gemacht werden. Hier werden nicht die AK, sondern das Virus direkt nachgewiesen. Bei einem positiven Test‐Ergebnis ist die Katze mit FIV infiziert. Ein negatives Ergebnis hingegen schließt eine FIVInfektion nicht aus, da die Labore meist nach nur 2 FIV‐Stämmen (FIV A‐ und B‐Isolate) suchen, Mutationen oder seltenere FIV‐Subtypen werden nicht erfasst. Als Goldstandard in der FIV‐Diagnostik gilt der Western Blot‐Test, einem Nachweisverfahren von Antikörpern gegen jedes einzelne Eiweiß eines Virusteilchens, um einen positiven Elisa‐Test zu bestätigen.
Prognose
Die Diagnose FIV ist kein Todesurteil! FIV‐infizierte Katzen können ebenso lang leben wie nicht infizierte Katzen. Es gibt keine gesicherten Beweise dafür, dass alle infizierten Katzen auch daran erkranken oder sterben. Trotz bestehender Infektion treten in der Latenzphase, die Jahre andauern kann, oft keine klinischen Symptome auf. Die Katzen haben bei entsprechender Fürsorge gute Aussichten auf ein viele Jahre währendes lebenswertes Katzendasein.
Bricht die Krankheit aus, gibt es keine Heilung. Dennoch kann durch die rechtzeitige Behandlung das Immunsystem unterstützt, das Befinden und die Lebensqualität der Katze deutlich verbessert werden.
Haltungshinweise
Um eine Übertragung des Virus auf andere Katzen zu vermeiden und die immunsupprimierte Katze selbst vor Infektionen durch andere Tiere zu schützen, sollten FIV‐Katzen keinen ungehinderten Freigang bekommen, ein gesicherter Balkon wäre optimal.
Wenn die Katze in einer bestehenden Katzengemeinschaft in weitestgehend „sozialem Frieden“ lebt, müssen die Katzen nicht voneinander getrennt werden. Jedoch ist auf ein stressfreies Umfeld zu achten.
Da das FIV vorwiegend durch Bissverletzungen übertragen wird, hängt eine Infektion besonders von dem Verhalten der Tiere ab. Eine Kastration vermindert Aggressivität und Territorialverhalten und ist daher anzuraten. Mit einer angemessenen Antibiotikagabe vertragen auch FIV‐infizierte Tiere diesen Eingriff gut.
Eine Übertragung durch Gegenstände, wie gemeinsame Fressnäpfe, Katzentoiletten und Schlafplätze erfolgt nicht. Reinigt man die genannten Objekte mit Wasser und einem Reinigungsmittel, wird das Virus inaktiviert, so dass diese Maßnahme auch dann ausreichend ist, wenn ein Gegenstand kontaminiert sein sollte.
Generell sollten FIV‐Katzen nur wenigen Erregern und geringem Stress ausgesetzt werden.
Um den Infektionsdruck möglichst niedrig zu halten, sollten FIV‐Katzen von Tieren mit anderen Infektionskrankheiten fern gehalten werden.
Eine gesunde, ausgewogene und artgerechte Ernährung ist für die Immunabwehr sehr wichtig und sollte nicht unterschätzt werden.
Therapie
1. Prophylaxe
Zur Zeit gibt es kein Medikament, dass FIV heilen kann. In Europa gibt es noch keinen Impfstoff gegen FIV.
Die Besonderheit bei FIV‐Katzen ist lediglich, dass der Tierarztbesuch und damit die Behandlung nicht verzögert, sondern sofort in Angriff genommen werden sollte, um das Immunsystem nicht zu sehr zu belasten und weiteren Sekundärinfektionen vorzubeugen .
Ein regelmäßiger Gesundheitscheck ist zu empfehlen, da eine schnelle und genaue Diagnose sowie eine frühzeitige Therapie ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Erkrankung ist. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf Lymphknoten, Maulhöhle (Stomatitiden), Augen (Entzündungen) und Haut (Parasiten und Pilze) gelegt werden. weiterhin sollte das Gewicht kontrolliert sowie eine Routine‐Laboruntersuchung durchgeführt werden.
2. Therapie der Sekundärinfektionen
Sekundäre Infektionen können nicht nur gravierende, klinische Symptome bei FIV‐infizierten Katzen verursachen, sondern auch eine wesentliche Rolle im Fortschreiten der FIV‐Infektion spielen. Sekundärinfektionen, die durch die Immunsuppression entstehen, sind in der Regel mit einer symptomatischen Behandlung gut zu beherrschen.
a) Antibiotika
Die Behandlung richtet sich nach den jeweiligen Symptomen. Mittel der Wahl sind hierbei vor allem Antibiotika. Über den Erfolg der Behandlung entscheidet dabei überwiegend der Diagnose‐Zeitpunkt. Erkrankte Tiere reagieren ebenso gut auf die therapeutischen Maßnahmen wie nichtinfizierte Katzen.
Die Behandlung sollte gegebenenfalls länger oder auch aggressiver durchgeführt werden, eventuell beides.
b) Immunsuppressiva (Medikamente , die die Funktionen des Immunsystems vermindern) Immunsupprimierende Medikamente wie Kortikosteroide (z.B. Prednisolon, Cortison, Dexamethason) sollten vermieden werden. Auch bei Auftreten therapieresistenter Entzündungen der Maulschleimhaut sind Glucocorticoide und Steroide das Mittel der letzten Wahl. In diesem Falle sollten vorsorglich die Zähne entfernt werden.
c) Immunstimulatoren
Der Einsatz von immunmodulierenden Präparaten wird kontrovers diskutiert, da anscheinend auch eine Immunstimulation zu einer Progression der Erkrankung führen kann. Bislang liegen keine gesicherten Erkenntnisse aus kontrollierten Studien vor, insbesondere wenn es sich um nichtspezifische Stimulantia handelt, sind sie eher mit Skepsis zu betrachten.
3. Antivirale Therapie
Antivirale Medikamente sind in der Regel virostatisch, d.h. sie hemmen lediglich die Replikation des Virus, töten sie aber nicht ab. Deshalb ist eine häufigere Anwendung notwendig. Eine latente Virusinfektion kann durch die gängigen antiviralen Medikamente nicht ausgelöscht werden.
Für Katzen sind folgende antivirale Wirkstoffe zugelassen:
a) Zidovudin (auch Azidothymidin, kurz AZT; Handelsname: Retrovir®)
AZT ist lediglich bei erkrankten FIV‐infizierten Tieren indiziert, hat einen positiven Einfluss auf die klinischen Symptome (z. B. Stomatitis, neurologische Symptome) und führt zu einer Verlängerung der symptomfreien Phase. Bereits nach sechs Monaten können resistente FIVStämme entstehen.
b) Felines Interferon‐ω
Die Wirkung von felinem Interferon‐‐ω ist bislang nicht ausreichend untersucht worden. Untersuchungen von Hartmann/Hein er (2008) ergaben, dass die einzige Studie, in der Interferon‐ω hinsichtlich seiner Effektivität überprüft wurde, keinen signifikanten Unterschied in der Überlebensrate zwischen behandelten und unbehandelten FIV‐infizierten Katzen nachweisen konnte.
c) Bovines Lactoferrin
Das Eisen bindende Glykoprotein Lactoferrin soll nicht nur antivirale, sondern auch antibakterielle, antimykotische und antiprotozoale Wirkungen haben. Gerade hinsichtlich der Sekundärerkrankungen ist dieser Ansatz interessant. Bei der lokalen Behandlung von therapieresistenten Stomatitiden hat sich diese Substanz durchaus als hilfreich erwiesen.
Nebenwirkungen sind bisher keine bekannt.
4. Operationen
Operationen werden von FIV‐infizierten, nicht erkrankten Katzen gut toleriert. In jedem Fall sollte eine Antibiotika‐Behandlung durchgeführt werden, um mögliche bakterielle Sekundärinfektionen zu verhindern.
5. Impfung
Ob FIV‐infizierte Katzen gegen andere Infektionskrankheiten geimpft werden sollten, wird kontrovers diskutiert. Einerseits konnte gezeigt werden, dass FIV‐infizierte Tiere infolge einer Impfung genügend Antikörper ausbilden, um entsprechend geschützt zu sein. Andererseits
scheinen Stimulationen des Immunsystems zugleich ein Fortschreiten der FIV‐Infektion zu bedingen – ähnlich wie die Immunsuppression. Dies konnte sowohl in in‐vitro‐ als auch in invivo‐
Studien belegt werden.
© Kat mit Börge und Hexlein im Herzen
Informationsquellen:
European Advisory Board on Cat Diseases (2008): Die Infektion mit dem Felinen Immundefizienzvirus.
Datenblatt. Online erhältlich: http://www.abcdvets.
org/fact_sheets/Deutsch/DE_FIV_Die%20Infektion_mit_dem_Felinen_Immundefi_zienzvirus.pdf
K. Hartmann (2003), Virale Infektionskrankheiten, in: Katzenkrankheiten: Klinik und Therapie, Bd. 1, 5. Auflage,
hrsg. von W. Kraft, U. M. Dürr und K. Hartmann unter Mitarbeit von D. von Bomhard u. a., Hannover, S. 157 – 252.
K. Hartmann und Jutta Hein (2008: Infektionskrankheiten der Katze, Hannover 2008.
D. Klein (2010): Virale Infektionskrankheiten der Katze. AfT‐Herbstsymposium 2010.
Online erhältlich:
www.aft‐online.net/fileadmin/_migrated/content_uploads/Herbstsymposium‐2010‐abstracts.pdf
S. van Loosen (2010): Die Immunschwäche der Katze. Dissertation Tierärztliche Hochschule Hannover.
Online erhältlich: http://elib.tiho‐hannover.de/dissertations/loosens_ss10.pdf
M. Streicher (2009): Feline Immundefizienz Virus. Die 8 Wichtigsten Fragen und Antworten zu FIV. In: Geliebte
Katze 11/2009, S 34‐35. Online erhältlich : http://www.katzenpraxis.
de/de/index.html?tt_down=9fdf7706fc0d2e4f85ed153d75be638e&menuks=170
synlab.vet aktuell, Nr.1/2008: DIAGNOSE „FIV“ IST KEIN TODESURTEIL.
Online erhältlich: http://synlab.com/fileadmin/fachinformationen/fi_vet/Neu_FIV_web_2011.pdf
Vielen Dank an Kat, für die Arbeit.
Was ist FIV?
Eine Immundefizienz ist eine angeborene oder erworbene Störung in der Funktion des körpereigenen Immunsystems.
FIV (auch Katzen‐Aids genannt) ist eine Infektion mit dem felinen Immunschwäche‐Virus. Sie ist eine lebenslange Infektion, die das Immunsystem schwächt. Retroviren befallen die Immunzellen und vermehren sich dort. Dabei werden diese Zellen zerstört, das Immunsystem geschwächt.
Als Folge können durch Bakterien, Viren und Pilze hervorgerufene chronische Entzündungen und Infektionen (Sekundärinfektionen) entstehen. Es muss zwischen FIV‐infizierte und FIV‐erkranke Katzen unterschieden werden. FIV‐infizierte Katzen können trotz der Immunschwäche Antikörper gegen die Viren bilden und weisen zellvermittelte Immunreaktionen auf. Das ist auch der Grund, warum FIV‐Katzen nicht an FIV sterben, sondern bei guter Haltung ein langes Leben haben können. Infizierte Katzen können jahrelang gesund leben, solang das Immunsystem stabil bleibt. Bei FIV‐erkrankten Katzen ist die Erkrankung soweit fortgeschritten, dass das Immunsystem den eindringenden Bakterien, Viren, Pilzen nichts mehr entgegen setzen kann.
Übertragung
Einzig der Umstand, dass von infizierten und nicht infizierten Katzen gemeinsame Schlaf‐ und Futterplätze genutzt werden oder dass sich die Tiere gegenseitig belecken und putzen, hat keine Übertragung zur Folge. Eine Ansteckung kann bei normalem sozialem Kontakt zwischen Katzen oder über Futterschalen so gut wie ausgeschlossen werden. Auch die Übertragung von Mutter zu Kind in der Gebärmutter oder über Milch ist sehr selten.
Eine Übertragung von der Katze auf Menschen oder Hunde ist mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen, da das Virus wirtspezifisch ist.
Hauptsächlich wird FIV über Bisswunden übertragen, mit dem Speichel dringt das Virus ein und gelangt in die Blutbahn. Vor allem ältere Freigängerkater mit ausgeprägtem Revierverhalten in einer Umgebung mit hoher Katzendichte gehören zur Hauptrisikogruppe für FIV‐Infektionen. In Katzenhaushalten mit stabilem Sozialgefüge ist das Übertragungsrisiko sehr gering. Katzen, die sich in der „Ruhephase“ der Infektion befinden scheiden nur geringfügig Viren mit dem Speichel aus. Außerhalb des Wirts ist FIV nur wenige Sekunden infektiös, überleben nur wenige Minuten und sind empfindlich gegenüber allen Desinfektionsmitteln, Haushaltsreiniger und normaler
Seife.
Symptome
Katzen mit FIV weisen keine eindeutigen Symptome auf, d.h., anhand der Symptome kann nicht auf FIV geschlossen werden. Infizierte Katzen bleiben im Allgemeinen mehrere Jahre lang symptomlos, bei manchen Katzen bricht die Krankheit nie aus. Die meisten klinischen Symptome werden nicht durch das Virus selbst verursacht, sie sind vielmehr eine Folge der Immunschwäche. Ein Immunschwächesyndrom kommt bei etwa der Hälfte der infizierten Katzen vor, ein Drittel zeigt nur wechselnde und wenig charakteristische Symptome.
Je nach Krankheitsverlauf und Immunstatus können schlechtes Fell, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Durchfall, Fieber und/oder geschwollene Lymphknoten beobachtet werden.
Die Immunschwäche äußert sich vor allem an den Schleimhäuten, chronische oder immer wieder kehrende Entzündungen der Harnwege, der Haut, des Darms, der Augen oder der oberen Atemwege sowie Schnupfen und Husten kann auftreten.
Solange das Immunsystem nicht durch das Virus zerstört ist, kann ‐ wie bei jeder anderen Katze auch ‐ der bakterielle Infekt mit Medikamenten behandelt werden.
Untersuchungen
Es gibt keinen Test, der FIV zu 100 Prozent bestätigen oder ausschließen kann. Lediglich die Kombination mehrerer Tests kann einen FIV‐Verdacht mit großer Wahrscheinlichkeit bestätigen.
Der Elisa‐Test kann als Schnelltest beim Tierarzt durchgeführt werden. Er weist Antikörper (AK) gegen das Virus im Blut nach. Fällt dieser Test negativ aus, dann ist die Katze nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen oder es wurden (noch) keine AK gebildet. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zur Bildung von AK können bis zu 8 Wochen vergehen. Deshalb sollte der Test nach 8‐12 Wochen wiederholt werden. Fällt der Test hingegen positiv aus, heißt das jedoch nicht, dass die Katze erkrankt sein muss. Zum einen sind beim Elisa‐Test falsch positive Ergebnisse möglich, da er nicht spezifisch genug ist. Zum anderen bekommen Welpen von FIV positiven Müttern AK über die Muttermilch, auch hier wird der Test positiv ausfallen.
Bei positiv getesteten Katzen sollte ein PCR‐Test oder RT‐PCR‐Test gemacht werden. Hier werden nicht die AK, sondern das Virus direkt nachgewiesen. Bei einem positiven Test‐Ergebnis ist die Katze mit FIV infiziert. Ein negatives Ergebnis hingegen schließt eine FIVInfektion nicht aus, da die Labore meist nach nur 2 FIV‐Stämmen (FIV A‐ und B‐Isolate) suchen, Mutationen oder seltenere FIV‐Subtypen werden nicht erfasst. Als Goldstandard in der FIV‐Diagnostik gilt der Western Blot‐Test, einem Nachweisverfahren von Antikörpern gegen jedes einzelne Eiweiß eines Virusteilchens, um einen positiven Elisa‐Test zu bestätigen.
Prognose
Die Diagnose FIV ist kein Todesurteil! FIV‐infizierte Katzen können ebenso lang leben wie nicht infizierte Katzen. Es gibt keine gesicherten Beweise dafür, dass alle infizierten Katzen auch daran erkranken oder sterben. Trotz bestehender Infektion treten in der Latenzphase, die Jahre andauern kann, oft keine klinischen Symptome auf. Die Katzen haben bei entsprechender Fürsorge gute Aussichten auf ein viele Jahre währendes lebenswertes Katzendasein.
Bricht die Krankheit aus, gibt es keine Heilung. Dennoch kann durch die rechtzeitige Behandlung das Immunsystem unterstützt, das Befinden und die Lebensqualität der Katze deutlich verbessert werden.
Haltungshinweise
Um eine Übertragung des Virus auf andere Katzen zu vermeiden und die immunsupprimierte Katze selbst vor Infektionen durch andere Tiere zu schützen, sollten FIV‐Katzen keinen ungehinderten Freigang bekommen, ein gesicherter Balkon wäre optimal.
Wenn die Katze in einer bestehenden Katzengemeinschaft in weitestgehend „sozialem Frieden“ lebt, müssen die Katzen nicht voneinander getrennt werden. Jedoch ist auf ein stressfreies Umfeld zu achten.
Da das FIV vorwiegend durch Bissverletzungen übertragen wird, hängt eine Infektion besonders von dem Verhalten der Tiere ab. Eine Kastration vermindert Aggressivität und Territorialverhalten und ist daher anzuraten. Mit einer angemessenen Antibiotikagabe vertragen auch FIV‐infizierte Tiere diesen Eingriff gut.
Eine Übertragung durch Gegenstände, wie gemeinsame Fressnäpfe, Katzentoiletten und Schlafplätze erfolgt nicht. Reinigt man die genannten Objekte mit Wasser und einem Reinigungsmittel, wird das Virus inaktiviert, so dass diese Maßnahme auch dann ausreichend ist, wenn ein Gegenstand kontaminiert sein sollte.
Generell sollten FIV‐Katzen nur wenigen Erregern und geringem Stress ausgesetzt werden.
Um den Infektionsdruck möglichst niedrig zu halten, sollten FIV‐Katzen von Tieren mit anderen Infektionskrankheiten fern gehalten werden.
Eine gesunde, ausgewogene und artgerechte Ernährung ist für die Immunabwehr sehr wichtig und sollte nicht unterschätzt werden.
Therapie
1. Prophylaxe
Zur Zeit gibt es kein Medikament, dass FIV heilen kann. In Europa gibt es noch keinen Impfstoff gegen FIV.
Die Besonderheit bei FIV‐Katzen ist lediglich, dass der Tierarztbesuch und damit die Behandlung nicht verzögert, sondern sofort in Angriff genommen werden sollte, um das Immunsystem nicht zu sehr zu belasten und weiteren Sekundärinfektionen vorzubeugen .
Ein regelmäßiger Gesundheitscheck ist zu empfehlen, da eine schnelle und genaue Diagnose sowie eine frühzeitige Therapie ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Erkrankung ist. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf Lymphknoten, Maulhöhle (Stomatitiden), Augen (Entzündungen) und Haut (Parasiten und Pilze) gelegt werden. weiterhin sollte das Gewicht kontrolliert sowie eine Routine‐Laboruntersuchung durchgeführt werden.
2. Therapie der Sekundärinfektionen
Sekundäre Infektionen können nicht nur gravierende, klinische Symptome bei FIV‐infizierten Katzen verursachen, sondern auch eine wesentliche Rolle im Fortschreiten der FIV‐Infektion spielen. Sekundärinfektionen, die durch die Immunsuppression entstehen, sind in der Regel mit einer symptomatischen Behandlung gut zu beherrschen.
a) Antibiotika
Die Behandlung richtet sich nach den jeweiligen Symptomen. Mittel der Wahl sind hierbei vor allem Antibiotika. Über den Erfolg der Behandlung entscheidet dabei überwiegend der Diagnose‐Zeitpunkt. Erkrankte Tiere reagieren ebenso gut auf die therapeutischen Maßnahmen wie nichtinfizierte Katzen.
Die Behandlung sollte gegebenenfalls länger oder auch aggressiver durchgeführt werden, eventuell beides.
b) Immunsuppressiva (Medikamente , die die Funktionen des Immunsystems vermindern) Immunsupprimierende Medikamente wie Kortikosteroide (z.B. Prednisolon, Cortison, Dexamethason) sollten vermieden werden. Auch bei Auftreten therapieresistenter Entzündungen der Maulschleimhaut sind Glucocorticoide und Steroide das Mittel der letzten Wahl. In diesem Falle sollten vorsorglich die Zähne entfernt werden.
c) Immunstimulatoren
Der Einsatz von immunmodulierenden Präparaten wird kontrovers diskutiert, da anscheinend auch eine Immunstimulation zu einer Progression der Erkrankung führen kann. Bislang liegen keine gesicherten Erkenntnisse aus kontrollierten Studien vor, insbesondere wenn es sich um nichtspezifische Stimulantia handelt, sind sie eher mit Skepsis zu betrachten.
3. Antivirale Therapie
Antivirale Medikamente sind in der Regel virostatisch, d.h. sie hemmen lediglich die Replikation des Virus, töten sie aber nicht ab. Deshalb ist eine häufigere Anwendung notwendig. Eine latente Virusinfektion kann durch die gängigen antiviralen Medikamente nicht ausgelöscht werden.
Für Katzen sind folgende antivirale Wirkstoffe zugelassen:
a) Zidovudin (auch Azidothymidin, kurz AZT; Handelsname: Retrovir®)
AZT ist lediglich bei erkrankten FIV‐infizierten Tieren indiziert, hat einen positiven Einfluss auf die klinischen Symptome (z. B. Stomatitis, neurologische Symptome) und führt zu einer Verlängerung der symptomfreien Phase. Bereits nach sechs Monaten können resistente FIVStämme entstehen.
b) Felines Interferon‐ω
Die Wirkung von felinem Interferon‐‐ω ist bislang nicht ausreichend untersucht worden. Untersuchungen von Hartmann/Hein er (2008) ergaben, dass die einzige Studie, in der Interferon‐ω hinsichtlich seiner Effektivität überprüft wurde, keinen signifikanten Unterschied in der Überlebensrate zwischen behandelten und unbehandelten FIV‐infizierten Katzen nachweisen konnte.
c) Bovines Lactoferrin
Das Eisen bindende Glykoprotein Lactoferrin soll nicht nur antivirale, sondern auch antibakterielle, antimykotische und antiprotozoale Wirkungen haben. Gerade hinsichtlich der Sekundärerkrankungen ist dieser Ansatz interessant. Bei der lokalen Behandlung von therapieresistenten Stomatitiden hat sich diese Substanz durchaus als hilfreich erwiesen.
Nebenwirkungen sind bisher keine bekannt.
4. Operationen
Operationen werden von FIV‐infizierten, nicht erkrankten Katzen gut toleriert. In jedem Fall sollte eine Antibiotika‐Behandlung durchgeführt werden, um mögliche bakterielle Sekundärinfektionen zu verhindern.
5. Impfung
Ob FIV‐infizierte Katzen gegen andere Infektionskrankheiten geimpft werden sollten, wird kontrovers diskutiert. Einerseits konnte gezeigt werden, dass FIV‐infizierte Tiere infolge einer Impfung genügend Antikörper ausbilden, um entsprechend geschützt zu sein. Andererseits
scheinen Stimulationen des Immunsystems zugleich ein Fortschreiten der FIV‐Infektion zu bedingen – ähnlich wie die Immunsuppression. Dies konnte sowohl in in‐vitro‐ als auch in invivo‐
Studien belegt werden.
© Kat mit Börge und Hexlein im Herzen
Informationsquellen:
European Advisory Board on Cat Diseases (2008): Die Infektion mit dem Felinen Immundefizienzvirus.
Datenblatt. Online erhältlich: http://www.abcdvets.
org/fact_sheets/Deutsch/DE_FIV_Die%20Infektion_mit_dem_Felinen_Immundefi_zienzvirus.pdf
K. Hartmann (2003), Virale Infektionskrankheiten, in: Katzenkrankheiten: Klinik und Therapie, Bd. 1, 5. Auflage,
hrsg. von W. Kraft, U. M. Dürr und K. Hartmann unter Mitarbeit von D. von Bomhard u. a., Hannover, S. 157 – 252.
K. Hartmann und Jutta Hein (2008: Infektionskrankheiten der Katze, Hannover 2008.
D. Klein (2010): Virale Infektionskrankheiten der Katze. AfT‐Herbstsymposium 2010.
Online erhältlich:
www.aft‐online.net/fileadmin/_migrated/content_uploads/Herbstsymposium‐2010‐abstracts.pdf
S. van Loosen (2010): Die Immunschwäche der Katze. Dissertation Tierärztliche Hochschule Hannover.
Online erhältlich: http://elib.tiho‐hannover.de/dissertations/loosens_ss10.pdf
M. Streicher (2009): Feline Immundefizienz Virus. Die 8 Wichtigsten Fragen und Antworten zu FIV. In: Geliebte
Katze 11/2009, S 34‐35. Online erhältlich : http://www.katzenpraxis.
de/de/index.html?tt_down=9fdf7706fc0d2e4f85ed153d75be638e&menuks=170
synlab.vet aktuell, Nr.1/2008: DIAGNOSE „FIV“ IST KEIN TODESURTEIL.
Online erhältlich: http://synlab.com/fileadmin/fachinformationen/fi_vet/Neu_FIV_web_2011.pdf